Abschied von Dr. Erhard Busek

Am 30. März nahm das offizielle Österreich - und viele VertreterInenn auch aus anderen Ländern - Abschied von Dr. Erhard Busek bevor er in einem Ehrengrab der Stadt Wien bestattet wurde. Ich kannte Erhard Busek schon aus der gemeinsamen Zeit in der Wiener Kommunalpolitik. Das standen wir aber parteipolitisch auf gegengesetzter Seite. Aber schon damals hatten wir manche inhaltliche Auffassungen und Ziele gemeinsam. Aber mit seinem Engagement am Balkan kam es zu einer stärkeren Berührung und Übereinstimmung. Schon vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion und des Sowjetimperiums hatte Erhard Busek die Zeichen der Zeit erkannt. Er sympathisierte mit der Opposition in den Ländern des Ostblock und kritisierte jene Realpolitiker, die kein Vertrauen in die oppositionellen Kräfte hatten und diesen keine Chance einräumten.

Sein größtes Engagement aber galt den Menschen am Balkan. Er konnte in verschiedenen offiziellen Funktionen unter anderem im Rahmen des Stabilitätspaktes dem Frieden in dieser Region unterstützen. Er war aber darüberhinaus auch persönlich stark engagiert. Erhard Busek war kein Träumer. Auch ihm war Realpolitik nicht fremd. Wer am Balkan etwas erreichen wollte musste auch mit PolitikerInnen reden, die mit den „europäischen“ Werten nichts anfangen konnten und sie sogar kontinuierlich verletzten. Aber er selbst und alle seine Gesprächspartner wussten auf welcher Seite er stand und für wen er sich einsetzte.

Er setzte auch eine Reihe konkreter Projekte um, so war er auch für viele Jahre der Präsident des Center for Reconciliation and Democracy in South East Europe (CRDSEE) in Thessaloniki. Das wichtigste Projekt dieses Zentrums war die Herausgabe von Geschichtsbücher, die die Geschichte der Region aus verschiedenen Perspektiven schilderte um so die nationalistische Geschichtsweise zu konterkarieren. Auf seine Bitte hin unternahmen ich die Präsidentschaft von ihm, allerdings- zu unser beider Bedauern - mussten wir das Zentrum zusperren, da wir keine Finanzierung mehr von der EU bekamen.

Aber Erhard Busek hat nicht aufgehört sich für die Versöhnung und Demokratie am Balkan zu engagieren. Dabei war Versöhnung für ihn nie mit Verschweigen der Verbrechen verbunden - von welcher Seite auch immer sie begangen wurden. Zwar verliert Österreich eine wichtige Stimme für Demokatie und Versöhnung - insbesondere am Balkan - aber das IIP wird zusammen mit anderen Instituten wie dem ÖIIP, dem Karl Renner Institut und einigen anderen unermüdlich für diese Ziele eintreten. So wird schon in den nächsten Tagen in Wien eine Konferenz und eine öffentliche Diskussion zur notwendigen Auseinandersetzung mit dem Autoritarismus stattfinden - eine Auseinandersetzung, die Erhard Busek immer am Herzen lag.


Dr. Hannes Swoboda, President of the International Institute for Peace (IIP), started his career in urban politics in Vienna and was elected member of the European Parliament in 1996. He was Vice President of the Social Democrat Group until 2012 und then President until 2014. He was particularly engaged in foreign, enlargement, and neighborhood policies. Swoboda is also President of the Vienna Institute for International Economics, the Centre of Architecture, the University for Applied Science - Campus Vienna, and the Sir Peter Ustinov Institute.