Heinz Gärtner zur Kriegsgefahr am Persischen Golf
1) Heinz Gärtner über die USA-Iran-Krise
Vier Videos:
https://www.oe24.at/video/welt/USA-Experte-ueber-den-Iran-Konflikt/412485551
https://youtu.be/OLWJFW3lqC0
https://www.oe24.at/video/welt/Iran-USA-Konflikt-Wachsende-Sorge-vor-Krieg/412462782
https://youtu.be/m_dfzL21dog
https://www.oe24.at/video/welt/Trump-verhaengt-neue-Sanktionen-gegen-Iran/412468911
https://youtu.be/9Oq9AH99gwE
https://www.oe24.at/video/welt/Heinz-Gaertner-ueber-die-USA-Iran-Krise/412232939
2) Runder Tisch: Kriegsgefahr am Persischen Golf?
Die Spannungen zwischen Washington und Teheran eskalieren. Nach der Tötung des iranischen Generals Qassem Soleimani durch die USA steigt die Gefahr eines militärischen Konflikts im Nahen Osten. Gestern wurden US-Stützpunkte im Irak mit Raketen beschossen, jetzt droht US-Präsident Donald Trump mit weiteren Angriffen. Ist die Gewaltspirale noch zu stoppen? Wie gefährlich ist die Lage am Golf?
DarĂĽber diskutierten unter der Leitung von Tarek Leitner am "Runden Tisch" (ORF 2, 5.1.2020):
- Heinz Gärtner (Politikwissenschafter, International Institute for Peace)
- Karin Kneissl (ehem. AuĂźenministerin und Nahost-Expertin)
- Walter Feichtinger (Landesverteidigungsakademie, Institut fĂĽr Friedenssicherung und Konfliktmanagement)
3) Iran greift US-Truppen an
Droht jetzt Krieg?
Der iranische Angriff stelle eine Deeskalation im Konflikt zwischen USA und Iran dar
Interview mit Universitätsprofessor Heinz Gärtner, Spezialist für internationale Sicherheitspolitik am International Institute for Peace (IIP)
„Der Iran musste einen symbolischen Vergeltungsschlag durchführen, um sein Gesicht zu wahren.“ Dabei wurden aber keine roten Linien überschritten. Für Trump wäre das der Tod amerikanischer Staatsbürger gewesen. Wären US-Soldaten bei dem Angriff zu Schaden gekommen, hätte Trump sich gezwungen fühlen können, mit einer weiteren Eskalation zu reagieren. Das hätte etwa ein Angriff auf iranische Militär- oder Atomanlagen sein können, so Gärtner.
Innenpolitisch helfen die jüngsten Auseinandersetzungen dem iranischen Regime. Nach Aufständen im November sitzt die iranische Führung wieder fest im Sattel. Dass hunderttausende Anhänger bei Trauerfeiern für General Soleimani auf die Straße gegangen waren, sei Beweis für die große Mobilisierungsfähigkeit der Machthaber, so Heinz Gärtner: „Das Regime hat gewonnen.“ Auch für Trump, der außenpolitisch kaum Erfolge vorweisen könne, stelle der Konflikt mit dem Iran eine Möglichkeit dar, vor den Präsidentschaftswahlen an außenpolitischem Profil zu gewinnen.
Realpolitisch habe Trump jedoch das Gegenteil einer Stärkung der amerikanischen Position im Mittleren Osten erreicht. „Die Ermordung Soleimanis hat die antiamerikanische Stimmung in der Region erhöht“, so Gärtner weiter, der 2019 ein Buch über die Stellung des Iran im internationalen System herausgebracht hat. Offenbar unter irakischem Druck haben die USA nun angekündigt, ihre Truppen binnen drei Tagen aus dem Irak abziehen zu wollen. Das meldete die staatliche Kuwait News Agency. Ein kuwaitischer Regierungssprecher dementierte jedoch die Abzugspläne. Der Twitter-Account der Agentur sei gehackt worden. Allerdings haben auch die NATO-Partner der USA ihre Truppen bereits aus dem Irak abgezogen.
Eine Lösung des seit Jahren schwelenden Konflikts zwischen den USA und dem Iran ist nicht in Sicht. Die USA hatten mit ihrem Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran 2018 den wirtschaftlichen und politischen Druck auf das iranische Regime stark erhöht. Eine Lösung könnte für Heinz Gärtner darin bestehen, dass die USA und der Iran öffentlich darauf verzichten, eine Vormachtstellung in der Region aufzubauen. Eine vergleichbare Einigung hatten schon 1972 Mao Zedong und Richard Nixon erzielt.
https://zackzack.at/2020/01/08/iran-greift-us-truppen-an-droht-jetzt-krieg/
4) »Es besteht die Gefahr eines Flächenbrandes«
 9. Jänner 2020
Nahost-Experte Prof. Heinz Gärtner:
Heinz Gärtner vom International Institute for Peace in Wien über die Szenarien im Konflikt zwischen dem Iran und den USA.
Interview: Chr. Zacharnik
ÖSTERREICH: Herr Professor Gärtner, wie schätzen Sie aktuell die Kriegsgefahr ein?
HEInz GäRTnER: Trumps Tweet, wonach alles okay sei, deutet darauf hin, dass es erst einmal zu einer Pause kommt. Das heißt nicht, dass das alles zu Ende ist.
Ă–STERREICH: Sind die USA nach dem Raketenangriff des Iran nicht gezwungen, zu reagieren?
GäRTnER: Man kann Trump sehr schwer einschätzen. Schlägt er zurück, ist der Angriff auf Raketenstützpunkte und Atomanlagen im Iran ein realistisches Ziel. Dieser Akt würde zu einer massiven Eskalation führen.
ÖSTERREICH: Der Iran hat angekündigt, im Fall eines US-Gegenschlags die Stadt Haifa in Israel und Dubai zu zerstören. Ist das bloß Säbelrasseln oder ernst zu nehmen?
GäRTnER: Das ist absolut realistisch. Eskaliert die Situation derart, besteht die Gefahr eines Flächenbrandes in der Region. Es käme zu einem massiven Krieg mit internationaler Beteiligung. Auch die europäischen NATO-Partner würden unter Druck geraten. Es käme zu zahlreichen Konfliktherden und Terroranschlägen überall.
ÖSTERREICH: Wie schätzen Sie die Gefahr eines Atom-beziehungsweise Dritten Weltkrieges ein?
GäRTnER: Diese Gefahr sehe ich gar nicht. Der Iran besitzt nachweislich keine Atomwaffen. Und die USA, sowie Russland auch, werden sich hüten, Nuklearwaffen einzusetzen.
https://www.epaper-oesterreich.at/issue.act?mutationShortcut=CITYW&issueDate=20200109&issueId=682882
5) Attentat als politischer Irrtum: „Zug in Richtung Krieg bereits abgefahren“
US-Präsident Trump hat im Iran womöglich das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte. Freund und Feind rätseln über seine Strategie.
Der Wiener Politologe Heinz Gärtner hält die offizielle Begründung für einen Unsinn, der dem Attentat am Bagdader Flughafen ein „völkerrechtliches Mascherl“ umhängen sollte, wie er der TT sagte. Eher vermutete der Experte, dass Trump „irgendetwas tun“ wollte. Denn seine Politik des maximalen Drucks auf den Iran habe nicht gewirkt, und die Diplomatie mit Nordkoreas Dikator Kim Jong-un funktioniert ebenfalls nicht. Trump steht also am Beginn des Wahljahrs ohne außenpolitischen Erfolg da. Allerdings dürfte Trump bei der Entscheidung für einen außenpolitischen Paukenschlag einer Fehleinschätzung unterlegen sein. „Er hatte gedacht, die iranische Bevölkerung würde das Attentat auf Soleimani befürworten“, sagt Gärtner. (…) Tatsächlich allerdings sei das Gegenteil eingetreten: Das iranische Regime ist innenpolitisch gestärkt, und der Antiamerikanismus im Iran und in der gesamten Region hat zugenommen. „Politisch hat der Iran kurzfristig gewonnen“, sagt Gärtner. Mit der Drohung gegen Kulturstätten habe sich Trump auf dieselbe Ebene begeben wie die IS-Jihadisten, sagt Gärtner. Dahinter sieht der Experte eine weitere Fehleinschätzung des US-Präsidenten. Dieser habe geglaubt, der Iran werde klein beigeben, um seine Kulturstätten zu schützen. Doch „das Gegenteil wird der Fall sein“. Für Gärtner steht fest, dass nun auch die iranische Führung in irgendeiner Form militärisch antworten muss, um nach innen und außen das Gesicht zu wahren. „Ich sehe das Ganze als sehr dramatische Entwicklung.“
6) IRAN: Kriegsgefahr - Wenn Trump nicht mehr zurĂĽck kann
Politikwissenschafter Heinz Gärtner über die Wahrscheinlichkeit eines amerikanisch-iranischen Krieges im Interview mit der Wiener Zeitung, 5.1.2020
7) Mit der Ermordung von Soleimani ist die Kriegsgefahr im Nahen Osten dramatisch angestiegen
Nach der Tötung des iranischen Top-Generals Qassem Soleimani durch die USA können neue Zwischenfälle vorkommen oder konstruiert werden. Ob man rechtzeitig eine diplomatische Lösung findet, bevor es zu einer militärischen Eskalation kommt, ist mehr als fraglich. Professor Heinz Gärtner analysiert die Situation im Interview mit Sputnik, 6.1. 2020.